Viel Zirkus um den Zirkus

6. Juli 2014

Der Zirkus Knie kommt nach Mayen und noch nie gab es so viele Diskussionen im Vorfeld. Die Grünen des OV Mayen-Vordereifel erklären ihre Haltung zu dem Thema und unterstützten vergangenen Samstag mit einer Flyer-Aktion eine internationale Tierschutzorganisation in der Mayener Innenstadt.

Die Wildtierhaltung im Zirkus steht in Deutschland und anderen Ländern seit langem in der Kritik. Immer wieder werden gravierende Missstände bis hin zu brutalen Misshandlungen aufgedeckt. In anderen europäischen Ländern gelten längst entsprechende Gesetze. So haben 17 europäische Staaten – darunter Österreich, Belgien und Griechenland – bereits alle oder bestimmte Wildtiere im Zirkus verboten. In Deutschland hatte der Bundesrat die Regierung bereits in den Jahren 2003 und 2011 in zwei Entschließungen damit beauftragt, ein entsprechendes Gesetz zu erlassen. Das zuständige Landwirtschaftsministerium unternahm in den letzten zehn Jahren jedoch nichts. Aus diesem Grund unterstützt auch der Ortsverband Bündnis90/DIE GRÜNEN Mayen Vordereifel die Kampagne mit einem Petitionsaufruf der Tierrechtsorganisation PETA.

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(v.l.) Johanna Wagner, Matthias Kaißling, Markus Holzhäuser, Natascha Lentes und Jonathan Holzhäuser.

„Uns ist es wichtig, dass jeder Protest die gesetzlichen Vorschriften erfüllt, daher distanzieren wir uns auch von anderen in diesem Zusammenhang erfolgten Aktionen, die in Mayen unlängst erfolgten“, erklärt Matthias Kaißling, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Mayener Stadtrat. Die Flyer-Aktion war beim Mayener Ordnungsamt angemeldet und genehmigt. „Ich finde es auch falsch, sich alleine gegen die gastierenden Zirkusse zu richten, Vielmehr müssen die Gesetze geändert werden. Daher wirbt unsere Aktion auch für eine Petition zur Änderung des Gesetztes zur Haltung von Wildtieren im Zirkus“, so Kaißling weiter. Natürlich lieben Dompteure ihre Tiere in der Regel und quälen sie nicht fahrlässig. Auch die Tatsache, dass manche Wildtiere sich in Gefangenschaft vermehren, spreche dafür, dass sie nicht nur leiden. Nur durch eine generelle Regelung ließe sich verhindern, dass weiter Wildtiere in Zirkussen gezüchtet und gehalten werden. “Ein generelles Haltungsverbot ist dafür unumgänglich”, fordert Kaißling. Unter Wildtieren seien nicht nur die Tiere gemeint, die in der Savanne eingefangen wurden, sondern alle Arten wie Elefanten, Giraffen, Löwen und Affen. Die blieben nämlich auch in der dritten Generation in Gefangenschaft immer noch ein Wildtier.

In Deutschland reisen mindestens 82 Zirkusse mit Wildtieren durch die Lande. Ein fahrender Zirkus kann auf die Bedürfnisse der Tiere keine Rücksicht nehmen; der Betrieb wechselt ständig den Standort, Käfige müssen Platz sparend transportiert und schnell auf- und abgebaut werden. So leben die Tiere die meiste Zeit in viel zu engen Transportwagen. Zum Klettern, Graben, Laufen, Baden oder Schwimmen ist kein Platz. Giraffen, Löwen und Affen vegetieren in kleinen Käfigwagen oder auf winzigen Auslaufflächen dahin, ein Einzelgänger wie der Tiger wird mit Artgenossen zusammengepfercht, hochsoziale Elefanten werden einzeln gehalten und stehen stundenlang an der Kette. Kein Tiger springt in freier Wildbahn durch einen brennenden Reifen, kein Elefant macht freiwillig einen Kopfstand. Solche Dressurnummern sind das Ergebnis fragwürdiger Trainingsmethoden und keineswegs – wie gern behauptet wird – eine „Abwechslung“ im bewegungsarmen Alltag der Tiere. Die Folgen sind starke Verhaltensstörungen: Stereotypien, Aggressionen oder Apathie.

„Ein Pferd oder ein Hund lässt sich durch Belohnung dressieren und jeder Hundebesitzer weiß, wie viel Spaß das dem kleinen Vierbeiner macht. Es gibt Zirkusse, die alleine mit solchen Tiernummern großen Erfolg haben. Ein Wildtier hingegen kann nur mit Gewalt und Angst vor Schmerzen gefügig gemacht werden, wie man den fundierten Berichten der Verhaltensforscher entnehmen kann“, so Johanna Wagner, GRÜNE Mayen.

„Kinder lieben den Zirkus – aber sie lieben die Atmosphäre, die Clowns und die Akrobatik. Das ist doch wesentlich unterhaltsamer als der leere Blick eines alten traurigen Elefanten. Das Bild, das wir unserem Nachwuchs vermitteln, wenn wir ein stolzes Tier dazu bringen würdelose Kunststücke zu machen ist völlig falsch und fatal. Auf diese Weise wird es uns kaum gelingen, unseren Kindern die Lebewesen auf unserem Planeten näher zu bringen. Dafür eignet sich der Zoo – bei aller angemessenen Kritik an den dortigen Haltungsbedingungen – besser. Es ist völlig überflüssig, dass wir Tiere zu völlig unnatürlichen Verhaltensweisen zwingen, wenn dies einzig und allein unserer Unterhaltung dient“, so die Tierschützerin weiter.

Die Online Petition finden Sie unter: http://www.tyke2014.de

Exkursion auf Bio-Hof Halfmann in Boos

19. Mai 2014
Wir “Grünen” sind für biologische Landwirtschaft, für artgerechte Tierhaltung, für bäuerliche Familienbetriebe, für gesunde Lebensmittel aus der Region für die Region. Aber wie läßt sich das hier bei uns praktisch umsetzen?

Ann-Kristin Halfmann
Ann-Kristin Halfmann

Um sich darüber selbst und aus erster Hand zu informieren, besuchten wir den Hof Halfmann in Boos, einen Bio-Hof, der sich auf Mutterkuhhaltung und Legehennen spezialisiert hat. Ann-Kristin Halfmann, die gemeinsam mit ihrem Vater den Hof bewirtschaftet, informierte die großen und kleinen, alten und jungen Besucher. Sie zeigte den Kuh- und den Hühnerstall, gab Auskunft über die Fütterung und das Leben der Tiere.

Die Kälbchen bleiben bei ihren Müttern und bekommen alle ihre Milch zu trinken, bis sie mit etwa 9 Monate “erwachsen” sind. Sobald es das Wetter erlaubt, sind Kühe und Bullen gemeinsam vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst auf der Weide. Auch in ihrem großen, offenen Stall haben sie genug Platz, um sich frei bewegen zu können und ständig die Möglichkeit, nach draußen zu gehen. Was will eine Kuh noch mehr?

…und viele glückliche Hühner!
…und viele glückliche Hühner!

Etwa 250 Hühner und 3 Hähne sind in einem transportablen Stall untergebracht. Jederzeit können sie ihn verlassen, um auf einem großen eingezäunten Wiesenstück im Gras zu picken, gackernd hin- und her zu laufen, sich Kuhlen zu scharren und darin ein Sandbad zu nehmen. Ist die Wiese abgeweidet, ziehen sie mitsamt ihrem transportablen Stall ein Stückchen weiter auf eine unverbrauchte Stelle. Sie finden neue Würmchen, picken geschrotete Körner und legen ihre Eier in ein weiches Nest aus Dinkelspelzen. Was will ein Huhn noch mehr?

Frau Halfmann berichtet, dass ein kleiner biologisch arbeitender Hof nur überleben kann durch Direktvermarktung an Menschen, denen die Qualität der Lebensmittel und das Leben der Tiere wichtig sind. Frau Halfmann verkauft Fleisch und Eier sowohl an Endkunden als auch an Gastronomen. Vielleicht wollen Sie sich selbst einmal bei ihr melden? Unsere Besuchergruppe war jedenfalls überzeugt.