„Inklusive Schule das geht!“ – Auch im Landkreis Mayen-Koblenz?

1. März 2014

Netzwerk Inklusion MYK, ILF Mainz und forum | neue bildung luden ein zu Fortbildung und Inklusions-Kino

Die Idee einer Schule, in der Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam lernen, wirft zunächst mehr Fragen auf, als Antworten möglich scheinen. Und doch: Wiltrud Thies, Gründerin der Sophie-Scholl Schulen Gießen und berufenes Mitglied im Expertenkreis „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission, zeigte im Rathaus Mayen auf, dass Möglichkeiten da sind. Sie referierte vor 54 Fachkräften aus Frühförderung, Kindergärten, Schulen, Jugendhilfe, Therapeuten, schulpsychologischem Dienst und Schülervertretung über die anfänglich schier unüberbrückbaren Schwierigkeiten der Sophie-Scholl-Schulen und darüber, wie es dann doch gelang diese Schule – mittlerweile an 3 Standorten – ins Leben zu rufen. Am Nachmittag erarbeiteten die Teilnehmer in Arbeitsgruppen aus ihrer Praxis heraus „harte Nüsse“, die es zu knacken gilt und „Goldstücke“, die dabei unterstützen können und müssen. Zusammenfassend wurde dies in eine „Problemlandkarte Rheinland-Pfalz“ übertragen. Es geht in Gesellschaft und Schulsystem darum, Barrieren zu erkennen und abzubauen, alle Schulformen zu beteiligen, die Akzeptanz von Inklusion zu erhöhen und SchülerInnen selbst ins Boot zu holen und zu beteiligen. Es bedarf einer entsprechenden Ausbildung der Lehrkräfte, des Einbeziehens unterschiedlicher Berufsgruppen als Team, gezielter Fortbildungsangebote, Ausstattung mit differenziertem Material und der entsprechenden Ausstattung der Gebäude. Ganz entscheidend aber ist zunächst auch eine grundlegende Haltung von Wertschätzung und Akzeptanz des „Anders Seins“ sowie zu sehen, das Vielfalt ein Gewinn ist.

v.l.n.r. Martin Schmitt OV Sprecher, Elke Steckenstein Koordinatorin, Hella Wenders Regisseurin, Ruth Ratter MdL, Gabriele Schmid
v.l.n.r. Martin Schmitt OV Sprecher, Elke Steckenstein Koordinatorin, Hella Wenders Regisseurin, Ruth Ratter MdL, Gabriele Schmid

Die Abgeordnete Ruth Ratter – Bildungs- und kulturpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion und Initiatorin des forum | neue bildung, sowie Gabriele Schmid, Projektleiterin des Netzwerks Inklusion Mayen-Koblenz, dankten allen Anwesenden für die konkrete Erarbeitung dieses ersten wichtigen Schrittes. Im Corso Kino Mayen konnten sich die Mayener Bürger und die zahlreich vertretenen Mitglieder des GRÜNEN Ortsvereins am selben Tag von einer anderen inklusiven Schule ein Bild machen. „Berg Fidel-eine Schule für alle“, ein preisgekrönter Film von Regisseurin Hella Wenders, dokumentiert am Beispiel von vier Kindern, die die inklusive Schule Berg Fidel in Münster besuchen, wie der Schul-Alltag von beeinträchtigten Kindern in einem heterogenen Klassenverband aussehen kann. Es ist ein leiser Film, der wie die Regisseurin, die selbst anwesend war, berichtete, bewusst auf Augenhöhe der Kinder gedreht wurde. Der gut gefüllte Kinosaal tauchte ein in die Welt von „kleinen“ Persönlichkeiten, die ihre persönliche Geschichte erzählen, sich ihrer Schwächen und Einschränkungen sehr bewusst sind, aber vor allem mit ihren sozialen Kompetenzen überzeugten. Gerade damit machten sie dem anwesenden Publikum Mut, den Weg zur inklusiven Schule zu wagen. Hella Wenders berichtete in der anschließenden Diskussion nicht nur von den strukturellen und finanziellen Problemen, vor der diese Schule stand und steht, sondern vor allem auch von der Begeisterung und der Kreativität mit der alle Beteiligten ihre Vision von einer inklusiven Schule umsetzen. „Das mache Mut und motiviere“, so Ruth Ratter und Gabriele Schmid. „Es braucht genau dies, um an einer Verwirklichung von Inklusion als Teilhabe an Bildung für alle Kinder festzuhalten und sich von vorhandenen Grenzen nicht beirren zu lassen“.

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Elke Steckenstein – Koordinatorin Netzwerk Inklusion MYK; e.steckenstein@netzwerk-inklusion-myk.de

Robert Reick – Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Ruth Ratter; r.reick@ruth-ratter.de